

Mein figurbetonter Blazer
Als echte Freundin kannst du jahrelang nicht mit ihr ausgehen, aber wenn du sie dann aus dem Schrank nimmst ist es, als hätten wir uns am Abend zuvor gesehen.
Ich zum Beispiel war vernarrt in flippige Lieblingsteile, wie der grobgestrickte Pullover, das eng anliegende Top, die luftige Bluse, bis ich eines Tages kapiert habe, dass ich ohne meine Jacke nicht leben kann. Reden wir nicht drum herum: in diesem Sammelsurium glühender Liebschaften, aus denen meine Garderobe besteht, ist die Jacke mein absoluter Liebling, die endlose Liebe, derer ich nie überdrüssig werde.
Fließende Kleider, Kombis aus Bluse und Rock, T-Shirt und Jeans. Es gibt keinen Look, zu dem ein Blazer nicht passt, egal wie alt du bist, egal welche Jahreszeit wir haben, Hauptsache, es ist der richtige Blazer. Entscheidend ist nicht die Farbe oder der Schnitt, eine schöne Jacke ist diejenige, die du gar nicht spürst, wenn du sie trägst.
Dann habe ich die Nähte kontrolliert, gerade, dicht, perfekt aufgereiht wie brave Schülerinnen der Nähkunst, den korrekten Fall der Schlitze, die Zierstiche bzw. die handgearbeiteten Säume, wie es sich für die typische hochwertige Jacke gehört, und auch den Umschlag des Kragens auf der Rückseite.
Wenn die Naht, mit der er am Rückenteil befestigt ist, nicht gut verdeckt ist, steht die Jacke ab.
Und als ich sie dann endlich angezogen habe, ah, was für ein Gefühl, wie leicht sie auf meinen Schultern lag.